Die Walliser Hexenprozesse (Schweiz)
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Die Walliser Hexenprozesse von 1428 markierten den Beginn systematischer Hexenverfolgungen in Europa. Bemerkenswerterweise waren hier, anders als in den meisten Fällen, zwei Drittel der Opfer Männer. Das Walliser Phänomen, dessen Wurzeln in politischen Unruhen lagen, weitete seinen schädlichen Einfluss auf benachbarte Regionen und darüber hinaus aus und prägte den Verlauf nachfolgender Hexenprozesse in Westeuropa. Das Konzil von Basel von 1431 bis 1437 spielte eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung der Walliser Geschichte und trug zur breiteren Darstellung der Hexenprozesse in den folgenden Jahrhunderten bei. Das Walliser Erbe bleibt einzigartig und stellt das konventionelle Geschlechtermuster der meisten Hexenverfolgungen in Frage.
Betrachtet man die Besonderheiten der Walliser Hexenprozesse, könnte man über die einzigartige Mischung von Elementen spekulieren, die diese geheimnisvolle Region prägten. Das Wallis mit seinen rauen Alpenlandschaften und abgelegenen Tälern bietet eine Kulisse, auf der sich die gewaltigen Kräfte der Natur mit dem Widerhall alter Legenden und einer starken römisch-heidnischen Prägung vermischen. Die Alchemie dieser Elemente, geprägt durch die historische Isolation und die politischen Turbulenzen der Region, könnte ein Umfeld geschaffen haben, das die Verbreitung von Aberglauben und Ängsten begünstigte. Vielleicht war es diese besondere Mischung aus Naturgewalten, kulturellem Erbe und historischen Komplexitäten, die die intensive Aufmerksamkeit und Besorgnis rund um die Hexerei im Wallis schürte und den Boden für die beispiellose systematische Hexenjagd bereitete, die die Geschichte der Region unauslöschlich prägte.
In den schattigen Tälern des Wallis, wo die Alpengipfel als stumme Zeugen einer Zeit stehen, in der Dunkelheit die Erde umhüllte, entfaltet sich die Geschichte der Walliser Hexenprozesse wie eine traurige Symphonie. Dieses Kapitel prägte die Schweizer Geschichte im Jahr 1428, als finstere Gerüchte über Hexerei durch das Haus Savoyen und das bischöfliche Fürstentum Sitten hallten und die erste systematische Hexenjagd in Europa einleiteten.
Die Böswilligkeit beschränkte sich jedoch nicht auf eine sprachliche Enklave. Sie begann ihre unheilvolle Reise im französischsprachigen Unterwallis, eroberte die Bevölkerung und schlich sich wie ein unerbittlicher Geist ins deutschsprachige Oberwallis und die angrenzenden Täler der Westalpen. Die sechs bis acht Jahre dauernden Walliser Hexenprozesse hinterließen ihre dunklen Spuren in der Landschaft, bevor sie Mitte der 1430er Jahre abebbten. Doch die bösartige Saat war gesät und breitete ihre Tentakel weit über das Wallis hinaus aus, bis nach Waadt, Freiburg, Neuenburg und darüber hinaus.
Seit dem 15. Jahrhundert kursieren Gerüchte über vereinzelte Hexenhinrichtungen in der Schweiz, doch die Walliser Prozesse markierten den Beginn der systematischen Verfolgung. Der Schleier der Dunkelheit lichtete sich dank der Tinte des Luzerner Johannes Fründ, dessen kurzer Bericht um 1430 ein grausames Bild der Ereignisse zeichnet, die auf Befehl von Christoph von Silenen, dem Burgherrn von Sitten, entfesselt wurden.
Das politisch zersplitterte Wallis, geprägt von Aufständen und dem Niedergang Savoyens in der Waadt, wurde zum Nährboden für ein erschreckendes Phänomen. Die Waldenserverfolgung in Freiburg (1399–1430) bot den Nährboden für die Entstehung einer funktionierenden Inquisition in Lausanne und goss damit noch mehr Öl ins Feuer.
Die Täler Val d'Anniviers und Val d'Hérens waren die ersten, die Schauplatz von Hexenjagden waren, doch bald erlag das gesamte Wallis dem schleichenden Terror. Am 7. August 1428 erließen die Behörden von Leuk eine formelle Proklamation, in der selbst Klatsch unter Nachbarn zu einer vernichtenden Anschuldigung wurde, die selbst den Edelsten Verhaftung und Gefängnisstrafe einbrachte. Den Angeklagten erwartete die Folter, eine grausame Form der Justiz, die denjenigen auferlegt wurde, die „qualifiziert“ waren, ihre Nachbarn zu diffamieren.
Fründs Geschichte ist ein erschütternder Bericht über Opfer, die des Mordes, der Ketzerei und der Hexerei beschuldigt wurden. Ihr angeblicher Pakt mit dem Teufel entweihte die Täler. Der Teufel, der in Gestalt eines schwarzen Tieres erschien, verlangte Huldigung und drängte seine Anhänger, Messe und Beichte zu meiden. Einige fanden unter Folter ihr Ende, ohne zu beichten, während andere abscheuliche Taten gestanden, die von Lahmheit und Blindheit bis hin zu Wahnsinn, Fehlgeburten und sogar Kindstötung reichten.
Die düsteren Geschichten von fliegenden Hexen, die auf salbenbedeckten Stühlen ritten, und nächtlichen Versammlungen in Kellern, wo der Teufel antichristliche Predigten hielt, entfalteten sich wie ein teuflisches Schauspiel. Werwölfe, vermeintliche Viehtreiber im Wolfspelz und Anbieter von Unsichtbarkeitstränken vervollständigten das makabre Bild der Prozesse.
Die Prozesse dauerten bis Mitte der 1430er Jahre und forderten eine unbekannte Zahl von Opfern, möglicherweise mehrere Hundert. Fründ spricht von einem Komplott mit „700“ Hexen, von denen angeblich „mehr als 200“ innerhalb von zwei Jahren verbrannt wurden. Anders als bei späteren Hexenprozessen in Europa waren die Opfer im Wallis überwiegend Männer.
Die Walliser Hexenprozesse hallten über die Jahrhunderte nach und beeinflussten die Ausbreitung des Phänomens nach Freiburg, Neuenburg, Vevey, ins Bistum Lausanne und nach Dommartin. Das Konzil von Basel (1431–1437), bei dem Theologen die Beweise prüften und Gerichtsverfahren aus dem Wallis, der Waadt und Savoyen zusammenstellten, wurde zu einem zentralen Punkt der anhaltenden Saga. Diese Dokumente wurden von frühen Autoren der Hexerei, wie Johannes Nider, dem Autor von Formicarius (1436–1438), untersucht, was den dunklen Einfluss des Wallis auf die frühneuzeitlichen Hexenprozesse in Westeuropa verstärkte.
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